Tethered Shooting in der Landschaftsfotografie

Rückseite einer Canon DSLR mit angeschlossenem Tethered Shooting Kabel
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Früher wurde Tethered Shooting hauptsächlich von professionellen Studiofotografen in der Portraitfotografie und Produktfotografie eingesetzt. Inzwischen ist die Technik erschwinglicher geworden und einfacher in der Handhabung, so dass auch ambitionierte Amateurfotografen diese Technik für ihre Fotografie nutzen:
In der Portraitfotografie, in der Aktfotografie, in der Produktfotografie und für Stillleben.

Ich selbst nutze diese Art des Shootens für meine Städte- und Landschaftsfotografie sowie gelegentlich auch für Makroaufnahmen und für Portrait Shootings on Location. Wie ich Tethered Shooting für meine Fotografie nutze, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Aufgeklappter Laptop mit Speicherkarten, iPhone und verschiedenen Kameras und Objektiven im Vordergrund
Symbolbild für Tethered Shooting

Tethered Shooting – Was ist das?

Unter Tethered Shooting versteht man in der Fotografie das Fotografieren direkt auf einen verbundenen Rechner. Das kann ein Desktop-Rechner, ein Laptop oder ein Tablet sein, bei neueren Kameras lässt sich sogar das Smartphone benutzen.
Die so angefertigten Aufnahmen gelangen so direkt auf den angeschlossenen Rechner.

Der Rechner wird dabei entweder über eine Kabelverbindung angeschlossen, oder, bei neueren Kameras, auch über eine WLAN-Verbindung.

Die Vorteile

Wie schon angesprochen werden die Fotos sofort im Anschluss an die Aufnahme auf den verbundenen Rechner übertragen. Dort können sie sofort auf dem großen (im Vergleich zum Kameradisplay) betrachtet werden.

Das bietet in der Portraitfotografie den Vorteil, dass auch das Model die Aufnahme sofort sehen kann. Außerdem muss das Shooting nicht extra unterbrochen werden, um die Fotos auf den Rechner zu übertragen.

Tethered Shooting in der Landschafts- und Städtefotografie

Speziell in der Städte- und Landschaftsfotografie kann ich insbesondere die Bildschärfe der Aufnahmen erheblich besser beurteilen als auf dem verhältnismäßig kleinen Kameramonitor. Und natürlich sehe ich sofort, ob der Fokus auch wirklich dort sitzt, wo ich ihn haben wollte. Unscharfe Aufnahmen lassen sich so gleich aussortieren.

Die gerade in der Städte- und Landschaftsfotografie wichtige Bildgestaltung und, zum Beispiel, bei Sonnenuntergängen der Weissabgleich, lässt sich auf dem größeren Display sehr gut beurteilen.

Aber vor allem der eigene Workflow lässt sich mit der Technik des Tethered Shootings erheblich beschleunigen.

Mit Tethered Shooting kannst Du Deinen Workflow erheblich beschleunigen. Click to Tweet

Der Nachteil

Das direkte Shooten auf einen verbundenen Rechner hat einen entscheidenden Nachteil, den man nicht verschweigen sollte:

Sowohl die Kamera als auch der verbundene Rechner laufen über eine längere Zeit, so dass sich der Akku schneller entleert.
Wenn man im Studio arbeitet, stellt das in der Regel kein großes Problem dar.

In der Landschaftsfotografie jedoch schon. Das sollte man berücksichtigen und genügend Ersatzakkus für die Kamera und eine Powerbank einpacken.

Was brauche ich für Tethered Shooting?

Du benötigst auf jeden Fall erst einmal einen Rechner.

Wenn Du Tethered Shooting in der Landschaftsfotografie nutzen willst, bietet sich ein Tablet an: In der Apple-Welt ein iPad Pro, oder, in der Windows-Welt, ein Surface Pro.

Warum ein Tablet und kein Laptop? Mit einem Tablet bist Du deutlich mobiler als mit einem Laptop.
Außerdem ist ein Laptop natürlich viel schwerer als ein Tablet, und in der Landschaftsfotografie bist Du über jedes eingesparte Gramm zusätzliches Gewicht, dass Du schleppen musst, froh.

Dann benötigst Du ein Kabel für die Verbindung von der Kamera zum Rechner.
Welches Kabel Du dafür brauchst, ist abhängig davon, welche Kamera Du hast und welchen Anschluss der Rechner hat.

Für mein Surface Pro setze ich zur Verbindung mit meiner Canon EOS 6D Mark II Kabel von Tethered Tools ein:
Die Kabel gibt es für verschiedene Anschlüsse, sie sind farblich auffällig und haben eine ausreichende Länge, um damit einigermaßen flexibel arbeiten zu können.

Und Du brauchst natürlich eine Software, die die gemachten Bilder in einem bestimmten Ordner auf dem angeschlossenen Rechner speichert.
Das geht zum Beispiel mit Adobe Lightroom Classic CC oder mit Capture One.

Tethered Shooting in der Praxis

Den Rechner kann man auf 2 Arten mit der Kamera verbinden:

  • Auf die klassische Art über eine Kabelverbindung
  • Über eine Funkverbindung

Ich beschreibe im Folgenden das kabelgebundene Shooten.

Es gibt zwar für mein Smartphone mit Android eine entsprechende App von Canon, mit der ich über die WLAN-Funktion meiner EOS 6D Mark II die Kamera über das Handy auslösen kann.
Allerdings habe ich bei meinen Tests mit dieser App die Erfahrung gemacht habe, dass die häufig nicht wirklich zuverlässig funktioniert. Für mein Tablet mit Windows 10 gibt es so eine App gar nicht.
Daher nutze ich inzwischen nur noch die kabelgebundene Variante mit meinem Tablet.

Tethered Shooting mit Lightroom

Wenn Du Lightroom als Software verwendest, ist das Vorgehen relativ simpel:

  • Verbinde Deinen Rechner mit der Kamera. Sind Kamera und Rechner verbunden, kannst Du die Kamera starten.
  • Jetzt öffne Lightroom und navigiere über Datei —-> Tethered Shooting zum Dialog Tethered Shooting starten
  • Im folgenden Dialogfeld Tethered Shooting Einstellungen musst Du zu allererst einen Namen für die Sitzung vergeben. Dabei bietet sich das Schema Tethered Shooting – Ort/Model an.
    Desweiteren musst Du den Ordner angeben, in dem Lightroom die gemachten Aufnahmen abspeichert. Ich habe mir dafür auf der externen SSD, auf der ich meine Bilder speichere, einen entsprechenden Ordner Tethered Shootings angelegt und lege darin dann einfach einen Unterordner an, den ich nach dem oben genannten Schema benenne.
    Zusätzlich kannst Du noch Metadaten und Stichworte hinzufügen.
  • Hast Du alles nach Deinen Bedürfnissen eingestellt, klickst Du auf Ok.

Jetzt kannst Du auch schon mit dem Shooting beginnen, wenn, ja wenn Lightroom Deine Kamera zuverlässig erkennt. Leider ist Lightroom dafür bekannt, dass das eben nicht immer zuverlässig der Fall ist.

Wenn Lightroom Probleme hat, Deine Kamera zu erkennen, hast Du verschiedene Möglichkeiten:

  • Stelle sicher, dass Du eine kompatible Kamera hast. Adobe bietet eine entsprechende Liste an, in der Du Dein Kameramodell suchen kannst.
  • Bringe die Firmware der Kamera und Adobe Lightroom auf die aktuellste Version
  • Du kannst auch noch verschiedene USB-Kabel probieren

Wenn Dir das zu umständlich ist und zu lange dauert, und Du mit einer Canon-Kamera arbeitest, zeige ich Dir jetzt eine zuverlässigere Methode, die Du schon hast.

Tethered Shooting mit Canon EOS Utility 3.x

Canon liefert mit seiner Kamerasoftware ein Tool mit dem Namen Canon EOS Utility mit. Es kann also gut sein, dass Du die Software schon installiert hast, auch wenn Du vielleicht gar nicht weißt, warum.
Falls Du die Software-CD nicht mehr hast, oder Du nur das EOS Utility installieren willst, kannst Du das Programm auch hier herunterladen.

Canon’s EOS Utility in der Version 3x ist vor allem dafür gedacht, Deine Kamera fernzusteuern. Also kannst Du sie auch für das Tethered Shooting nutzen.

  • Wenn Du EOS Utility 3 noch nicht installiert hast, hole das jetzt nach, entweder von der mit der Kamera mitgelieferten CD oder Du lädst sie hier herunter.
  • Verbinde Deine Kamera per Kabel mit Deinem Rechner und schalte sie ein.
  • Öffne jetzt das Programm
  • Klicke jetzt auf die Option Fernaufnahme. In den sich jetzt öffnenden Optionen kannst Du einige Parameter Deiner Kamera, wie den Weissabgleich oder den Serienbildmodus, direkt ändern.
  • Aktiviere in den Fernaufnahmeoptionen von EOS Utility 3 den Livebild Modus für Deine Kamera. Der Tethered Shooting Modus wird jetzt aktiviert und auf Deinem Rechner erscheint jetzt das Livebild Deiner Kamera.

Wenn Du jetzt ein Foto aufnimmst, erscheint es automatisch auf dem Display des verbundenen Rechners.

Die teure Alternative

Ich habe Dir jetzt 2 Möglichkeiten vorgestellt. Es gibt jedoch noch eine dritte Möglichkeit, die ich zumindest erwähnen will:

Der RAW Konverter Capture One bietet, zumindest in der Pro Version, auch die Möglichkeit für Tethered Shooting. Wenn Geld für Dich keine Rolle spielt und Du eine wirklich einfache und zuverlässig funktionierende Software für die hier besprochene Technik suchst und Du noch keinen RAW Konverter hast, solltest Du darüber nachdenken, Capture One zu kaufen.

Die Software funktioniert wirklich zuverlässig und bietet im Gegensatz zur Variante mit Lightroom eine Besonderheit, die sich besonders auf Reisen auszahlt:

Du kannst in Capture One auch mit einem sitzungsbasierten Workflow arbeiten anstatt mit einem Gesamtkatalog.
So musst Du, wenn Du auf Reisen bist nicht umständlich mit einem zweiten Katalog auf dem Tablet arbeiten, den Du zuhaus in Deinen Hauptkatalog auf dem Laptop importieren musst, sondern schließt einfach die extreme Festplatte an den Laptop an und kannst da weitermachen, wo Du aufgehört hast.

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Zusammenfassung

Ich habe Dir jetzt einige Möglichkeiten aufgezeigt, Tethered Shooting zu nutzen. Die Kosten dafür sind meiner Meinung nach überschaubar, zumindest wenn Du die Technik stationär einsetzen willst. Dann brauchst Du nur ein Kabel anzuschaffen.

Willst Du, wie ich, die Technik in der Landschafts- und Städtefotografie einsetzen, musst Du noch Kosten für ein Tablet einplanen.

Auch wenn die Technik auf den ersten Blick ein wenig aufwändig erscheint, wirst Du festellen, dass sich Dein Workflow beschleunigt und verbessert.

Neben dem gelegentlichen Einsatz in meiner Landschafts- und Städtefotografie setze ich Tethered Shooting vor allem in der Portraitfotografie im Studio ein.

Und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß mit Deinen ersten Gehversuchen mit dieser interessanten Technik.

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