Monitorkalibrierung mit DisplayCal und ArgyllCMS

Monitorkalibrierung mit dem Colorimeter Spyder5
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Zuletzt aktualisiert vor 12 Monaten durch Rolf Hackemann

Jeder Fotograf, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, stößt früher oder später auf die Begriffe Farbmanagement und Kalibrierung. In diesem Artikel geht es um die Monitorkalibrierung mit Hilfe der Programme DisplayCal und ArgyllCMS.

Vielleicht kennst Du das Problem ja schon:
Du hast im Urlaub tolle Aufnahmen gemacht, sie zuhause bearbeitet und sie dann schließlich auf Deinen Cloudspeicher bspw. bei Google oder Dropbox hochgeladen und die Fotos stolz mit Deiner Familie und Deinen Freunden geteilt.
Doch irgendwie sehen die Farben bei jedem ein wenig anders aus.

Wenn Du nach einem guten Monitor für die Bildbearbeitung suchst, findest Du hier meine persönliche Kaufempfehlungen.

Ein bisschen Theorie vor der Monitorkalibrierung

Um das Problem mit den unterschiedlich aussehenden Farben besser zu verstehen, mache ich einen kurzen Ausflug in die Theorie:

Jedes Bildausgabegerät (Kamera, Monitor/Display und Drucker) interpretiert die Farben einzigartig und gibt sie entsprechend aus.
Das gilt sogar für Geräte des selben Herstellers und des selben Modells. Jedes Gerät hat seine eigene Farbcharakteristik.
Um durchgehend eine einheitliche Farbwiedergabe zu erzielen, müsste man die Farbwiedergabe für jedes einzelne Gerät in der Kette messen.

Wir kümmern uns in diesem Artikel nur um die Monitorkalibrierung:
Mit Hilfe der Software DisplayCal werden wir unsern Monitor auf bestimmte Referenzfarbwerte kalibrieren und anschließend mit der Software ArgyllCMS ein spezielles Profil für unseren Monitor erstellen.

Warum ich für die Monitorkalibrierung nicht die Originalsoftware verwende

Die Monitorkalibrierung mit DisplayCal und ArgyllCMS bietet in Zusammenarbeit mit einem Colorimeter eine anspruchsvolle Kalibrierung für wenig Geld.
Die Genauigkeit und der Komfort brauchen sich hinter der weitaus teureren Originalsoftware keineswegs zu verstecken.

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Monitorkalibrierung Schritt für Schritt

Ich nutze für diesen Artikel ein Messgerät von Datacolor. Die folgenden Schritte sollten aber ebenso für Messgeräte anderer Hersteller funktionieren.

Mit DisplayCal und ArgyllCMS ist die Monitorkalibrierung auch für wenig Geld möglich Click to Tweet

Schritt 1: System säubern

Bevor wir anfangen, die beiden Softwarekomponenten ArgyllCMS und DisplayCal zu installieren, müssen wir das System von den Überresten der Originalsoftware befreien, denn leider bleibt bei der Deinstallation der Software der Gerätetreiber zurück und sorgt so für Probleme.

Wer die Original-Software des Messgeräte-Herstellers nicht installiert hat, kann diesen Schritt überspringen.

Schließe den Spyder (Messgerät) an den USB-Anschluss Deines Rechners an.
Rufe jetzt über das Windows-Startmenü —-> Windows System —-> Systemsteuerung —-> Gerätemanager auf.
In der Geräteliste suchen wir jetzt nach dem Eintrag für unser Spyder-Colorimeter (meistens unter USB-Controller zu finden).
Nach einem Rechtsklick auf den entsprechenden Eintrag öffnet sich ein Dialog-Fenster. Dort kreuzen wir die Option Die Treibersoftware für dieses Gerät löschen an und bestätigen mit einem Klick auf Okay.

Jetzt noch den Spyder vom USB-Anschluss entfernen.
Das System ist jetzt von allen Original-Spyder-Treibern befreit. Zur Kontrolle würde ich den Rechner 1x neu starten und, wie oben beschrieben, im Gerätemanager noch einmal kontrollieren, ob der Eintrag weg ist.

Schritt 2: Installation der Softwarekomponenten

Lade Dir die Software DisplayCal herunter. Ein Assistent führt Dich durch die folgende Installation.

Dialogfeld des Installationsassistenten während der Installation von DisplayCal zur Auswahl verschiedener Optionen
Dialogfeld des Installationsassistenten

Wenn Du gefragt wirst, wie die Kalibrierung beim Hochfahren des Rechners geladen werden soll, empfehle ich Dir die sichere Variante DisplayCAL Profil-Lader, obwohl die Variante übers Betriebssystem in der Regel wohl auch funktioniert.
Ich selber nutze die Variante mit dem DisplayCal-Profil-Lader.
Um die Installation abzuschließen, folge einfach dem Assistenten.

Jetzt ist es Zeit für den ersten Start von DisplayCal. Die Software bemerkt, dass das erforderliche Programm ArgyllCMS noch nicht installiert ist, und bietet an, die Komponente herunterzuladen und anschließend zu installieren.

Dialogfeld zum Herunterladen und Installation von ArgyllCMS
Dialogfeld zum Herunterladen der Softwarekomponente ArgyllCMS

Oftmals funktioniert das beschriebene Vorgehen problemlos. Falls es bei Dir nicht funktionieren sollte, lade Dir ArgyllCMS von hier separat herunter, installiere das Programm und suche über Durchsuchen dann selbst nach der Komponente.

Schritt 3: Installation der Treiber

Jetzt wird es Zeit, die Treiber für das verwendete Messgerät zu installieren:  Dazu klicke auf  Werk­zeu­ge —–> Mess­ge­rät —–> Ar­gylL­CMS Messgeräte-​Treiber in­stal­lie­ren

Da der Treiber von ArgyllCMS nicht signiert ist, lässt er sich unter Windows 10 nur über einen kleinen Umweg installieren:
Wir müssen Windows zuerst neu starten und in einen speziellen Modus versetzen, der es uns erlaubt, auch unsignierte Treiber zu installieren.

Wir erhalten jetzt eine Meldung, die den Installationsvorgang des Treibers erklärt.

Dialogfeld zum Installieren des ArgyllCMS Treibers
Dialogfeld zum Installieren des ArgyllCMS Treibers

Nach dem so erzwungenen Neustart des Betriebssystems öffnen wir wieder DisplayCAL und gehen erneut in das Menü Werkzeuge > Argyll CMS Messgeräte-Treiber installieren und kreuzen Geräte-Manager starten an und und klicken Sie auf “OK”. Damit wird die endgültige Treiberinstallation gestartet.

Wahrscheinlich erscheint noch eine Warnung und Nachfrage, ob der Treiber wirklich installiert werden soll. Das bejahen wir.

Nach der Treiberinstallation öffnet sich der Geräte-Manager. Vom installierten Treiber ist jedoch noch nicht zu sehen. Dafür schließen wir jetzt unser Farbmessgerät an den USB-Port unseres Rechners an. Die dadurch angestossene Erkennung dauert eine Weile. Nach Abschluss der Erkennung entsteht ein neuer Eintrag im Geräte-Manager.

Screenshot des Gerätemanagers nach erfolgreicher Treiberinstallation
Gerätemanager nach erfolgreicher Installation des Treibers

Vom gerade installierten Treiber ist jedoch noch nichts zu sehen.
Daher solltest Du jetzt DisplayCal einmal komplett beenden und danach erneut starten.
Jetzt sollte das gewählte Farbmessgerät (in meinem Fall Spyder 4) unter Messgeräte erscheinen.

Schritt 4: Korrekturwerte des Messgerätes installieren

Was jetzt noch fehlt, um mit der Monitorkalibrierung zu beginnen, sind die Korrekturwerte des verwendeten Messgerätes.
Die sind notwendig, damit das Messgerät korrekte Werte liefern kann.

Wer sich eine der teuren Varianten des Messgerätes gekauft hat, sollte jetzt die Original-CD zur Hand nehmen.

Sinnvoller ist es jedoch, sich die aktuellste Softwareversion der teuersten Variante von der Herstellerseite herunterzuladen.

Installiere bitte nicht die Original-Software, es werden nur die Korrekturwerte des Messgerätes benötigt.

Dialogfeld zur Auswahl der richtigen Korrekturwerte für das verwendete Messgerät
Dialogfeld zur Auswahl der richtigen Korrekturwerte für das verwendete Messgerät

Die Korrekturwerte extrahiert sich die Software selbst aus dem Setup-Programm und importiert dann die Korrekturwerte.
Werk­zeu­ge / Kor­rek­tur / Colorimeter-​Korrekturen von anderen Anzeigegeräteprofilierungs-​Software im­por­tie­ren……

Ich kreuze hier nur die Option Spyder 4/5 an.
Navigiere über Datei auswählen zum Speicherort der zuvor heruntergeladenen Setup-Datei und wähle sie aus.
Hat das Importieren der Korrekturwerte geklappt, erhälst Du eine Bestätigung.

Monitorkalibrierung – Einstellen der Grundeinstellungen von DisplayCal

Falls in DisplayCal nach der Installation noch die englische Sprache eingestellt ist, lässt sich das über Language —-> Deutsch leicht ändern.

Auch wenn das Programm dadurch zuerst etwas unübersichtlich aussieht:
Stelle zuerst über Optionen —-> Erweiterte Einstellungen den Erweiterten Modus ein.

DisplayCal unterstützt so ziemlich alle Funktionen, die in ArgyllCMS für die Monitorkalibrierung möglich sind.
Über den Erweiterten Modus können wir auf alle Funktionen zugreifen.

Wenn Dich der Klang beim Programmstart von DisplayCal stört, kannst Du jetzt noch unter Optionen —-> Start Klang aktivieren das Häkchen entfernen. DisplayCal startet dann ohne Startton.

Monitorkalibrierung und Profilierung

Das Hauptfenster von DisplayCal ist in mehrere Tabs unterteilt, die ich im Folgenden kurz erläutere:

Unter Anzeige- und Messgeräte wird das zu kalibriende Display ausgewählt, das kann ein externer Monitor sein, oder ein das Display eines Laptops. Außerdem können hier Einstellungen für das Colorimeter vorgenommen werden.

Die Einstellungen für die Kalibrierung finden wir unter Kalibrierung. Dazu gehört die messgerätegestützte Einstellung des Displays sowie die Erzeugung der Korrekturdaten für die LUT der Grafikkarte.

Die Einstellungen für die Erzeugung der eigentlichen Profildaten und die Festlegung des Profilnamens finden sich unter Profilierung.

Unter Überprüfung lassen sich Vorgaben für eine abschließende Messung des Zustandes nach der erfolgreichen Kalibrierung und Profilierung einstellen.

Exkurs: Unterschied zwischen Kalibrierung und Profilierung

Bevor wir anfangen, uns mit dem Ablauf der Monitorkalibrierung zu beschäftigen, erlaube ich mir ein paar grundsätzliche Gedanken.
Wir haben die Wahl zwischen:

  • Kalibrierung
  • Kalibrierung und Profilierung
  • Profilierung

Ich erkläre Dir jetzt kurz die Begriffe Kalibrierung und Profilierung.

Kalibrierung

Bei der Kalibrierung wird das Display systemweit auf einen bestimmten Weiss-Punkt, eine bestimmte Helligkeitsverteilung und auf eine saubere Graustufenabstufung eingestellt.
Diese Kalibrierungsdaten werden später beim Systemstart in die LUT der Grafikkarte geladen.

Profilierung

Bei der Profilierung wird der Ist-Zustand nach der Monitoralibrierung vermessen.
Die so entstandenen Profildaten können dann farbmanagement-fähige Programme wie Adobe Photoshop nutzen, um Farben und Graustufen korrekt darzustellen.

Kalibrierungsdaten und Profildaten werden zum Abschluss in eine gemeinsame Profildatei geschrieben.

Im Regelfall wird man die Kalibrierung und Profilierung wählen. Eine alleinige Kalibrierung macht keinen Sinn, und eine alleinige Profilierung nur unter ganz bestimmten Bedingungen.

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Einstellungen für die Monitorkalibrierung und Profilierung

Da DisplayCal mehrere angeschlossene Displays unabhängig voneinander kalibrieren und profilieren kann, lässt sich unter Anzeigegerät das zu vermessende Display auswählen.
Verwechselungen sind nahezu ausgeschlossen, da das Messfenster automatisch auf dem ausgewählten Monitor eingeblendet wird.

Im Menü Modus lassen sich die zu verwendenden Korrekturdaten auswählen. Eventuell finden sich die Korrekturdatensätze auch unter Korrektur.
Hier stellen wir die am besten zum Monitor passenden Korrekturdaten ein:

  • Die Mehrzahl der aktuellen Monitore hat Hintergrundbeleuchtungen auf Basis weißer LEDs. Daher dürfte LCD (Weiße LED) für neu gekaufte Monitore in sehr vielen Fällen richtig sein.
  • Wer einen älteren Monitor mit CCFL hat, stellt entweder LCD CCFL ein (für Monitore mit normalem Farbraum), oder Wide Gamut LCD CCFL (für Monitore mit erweitertem Farbraum).

Wer gar nicht weiß, welche Korrekturdaten er für die Monitorkalibrierung verwenden soll, fährt am besten mit der Einstellung LCD (generisch).

Kalibrierungseinstellungen für die Monitorkalibrierung

Ist das Kästchen Interaktive Anzeigegeräte-Einstellung angekreuzt, geht der automatischen Kalibrierung eine Messgerät-gestützte, manuelle Angleichung von Farben und Helligkeit mit Hilfe der Regler am Monitor voraus.

Nach der ersten erfolgreichen Monitorkalibrierung kann man diese Einstellung deaktivieren, da man dann ohnehin keine manuellen Einstellungen mehr am Monitor vornehmen sollte.

Die Monitorkalibrierung und anschließende Profilierung dauert recht lange. Ich gebe Dir jetzt ein paar Tipps, wie Du ein wenig Zeit sparen kannst:

  • Je näher die Monitorwiedergabe mit der Vorkalibrierung schon ans Soll gebracht wird, desto weniger muss dann noch über die Grafikkarten-LUT (die in der Regel nur in 8 Bit arbeitet) korrigiert werden.
    Sinnvoll ist das etwa bei Monitoren, die intern mit einer 10-Bit-LUT oder mehr arbeiten.
  • Bei einfachen Monitoren, die intern nur mit 8 Bit oder noch weniger auflösen, ist es hingegen besser, den Monitor auf Werkseinstellung zu setzen und die kompletten Farbkorrekturen über die Grafikkarten-LUT machen zu lassen, selbst wenn sie anfangs weit vom Soll entfernt sind. Denn jeder zusätzliche Konvertierungsschritt bei geringer Farbtiefe erhöht die Gefahr von Tonwertabrissen (Banding).
  • Das gilt allerdings nicht für die Einstellung der Gesamthelligkeit (Luminanz). Sie wird über die Hintergrundbeleuchtung geregelt und sollte auch bei Billigmonitoren immer direkt am Monitor eingestellt werden.

Mein Fazit zur Monitorkalibrierung mit DisplayCal und ArgyllCMS

Selbst teure Monitore wie der von mir eingesetzte BenQ SW 270 C, der schon werksseitig sehr gut kalibriert ist, profitieren von der Monitorkalibrierung mit DisplayCal und ArgyllCMS.

Wenn ihr farbgenau arbeiten wollt, aber das Budget für einen teuren Monitor noch nicht reicht, braucht ihr auf farbgenaues Arbeiten und Farbmanagement nicht zu verzichten.

Für nur wenig mehr als 100€ könnt ihr euren Monitor trotzdem sehr genau kalibrieren. Click to Tweet
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