In 3 Schritten Fotos perfekt schärfen
In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du in Lightroom und Photoshop Fotos perfekt schärfen kannst, ohne dass die Bilder unnatürlich aussehen. Ich erkläre Dir Schritt für Schritt die Grundlagen des Schärfens und beantworte die Frage, warum Du im RAW Modus fotografieren sollst.
- 1 Fotos perfekt schärfen: Warum Du im RAW Modus fotografieren solltest
- 2 Was passiert beim Schärfen
- 3 Fotos perfekt schärfen in 3 Schritten
- 4 Schlussbemerkung
Fotos perfekt schärfen: Warum Du im RAW Modus fotografieren solltest
Wenn Du Fotos perfekt schärfen willst, solltest Du im RAW Modus fotografieren. Ich erkläre Dir jetzt, warum Du grundsätzlich im RAW Modus fotografieren solltest.
Die Vorteile des RAW Modus
Wenn Du in JPG fotografierst, übernimmt die in der Kamera eingebaute Software die Bildbearbeitung für Dich. Das heißt leider auch, dass Du so gut wie keine Kontrolle über das Ergebnis hast.
Deshalb fotografiere ich grundsätzlich im RAW Modus, und sehr oft fotografiere ich im Manuellen Modus. Wie das geht, habe ich in einem separaten Artikel beschrieben.
JPG ist ein komprimiertes und verlustbehaftetes Bildformat. Du kannst Fotos im JPG Format zwar bearbeiten, der Bearbeitung sind jedoch enge Grenzen gesetzt. Je öfter Du ein JPG Foto bearbeitest, desto wahrscheinlicher kommt es zu sichtbaren Qualitätsverlusten.
Ein großer Vorteil des RAW Formats ist, dass Du den Weißabgleich später in der Bildbearbeitung ohne Qualitätsverlust ändern kannst. Fotografierst Du dagegen im JPG Format, musst Du Dich vor der Aufnahme für eine bestimmte Farbabstimmung entscheiden.
Die Bildschärfe im RAW Modus
Wenn Du im RAW-Modus fotografierst, bekommt der RAW-Konverter (Lightroom oder Adobe Camera RAW) die echten Sensordaten Deiner Kamera. Diese Bilder sind grundsätzlich ungeschärft und müssen in jedem Fall etwas geschärft werden.
Was passiert beim Schärfen
Genau genommen handelt es sich beim Schärfen nur um eine Kontrasterhöhung, denn es wird der lokale Kontrast an den Kanten erhöht, indem dunkle Pixel noch dunkler und helle Pixel noch heller gemacht werden.
Unserem Gehirn wird so vorgegaukelt, das die Bilder schärfer sind, weil die Konturen stärker hervortreten.
Die Methode, die hier zum Einsatz kommt, nennt sich Unsharp Mask. Der Name stammt aus der Zeit, als zum Schärfen tatsächlich eine unscharfe Maske genutzt wurde.
Fotos perfekt schärfen in 3 Schritten
Ich erkläre Dir jetzt die einzelnen Schritte, wie Du vorgehen musst, wenn Du Fotos perfekt schärfen willst.
Das Schärfen der Bilder verläuft in 3 Schritten:
- Schritt 1: Vorschärfung des RAW Bildes
- Schritt 2: Angepasste Schärfung bzw. selektive Schärfung
- Schritt 3: Schärfung entsprechend des Ausgabeziels
Je nach Anspruch und Aufwand, den man treiben will, kann man die selektive/kreative Schärfung und/oder das Schärfen entsprechend des Ausgabeziels (Internet, Tintenstrahldruck etc.) auch weglassen.
Voraussetzung für das perfekte Schärfen von Fotos ist, dass sie schon bei der Aufnahme scharf aufgenommen worden sind.
Ein unscharfes (verschwommenes) Foto kannst Du auch mit der besten Software nicht in ein scharfes Foto umwandeln.
Fotos perfekt schärfen Schritt 1: Vorschärfen des RAW Bildes
Ich habe Dir schon erklärt, dass RAW Fotos ohne Bearbeitung generell leicht unscharf sind. Deshalb müssen diese Fotos auf jeden Fall ein bisschen geschärft werden.
Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass ein Bild auf dem kleinen Kameradisplay scharf aussieht. Zuhause, wenn Du das gleiche Bild auf einem größeren Display betrachtest, schaut es dagegen plötzlich unscharf aus.
Deshalb solltest Du die Bilder nur in der 100% Ansicht auf Deinem Monitor anschauen. Nur so kannst Du die Bildschärfe optimal beurteilen. Dann entspricht 1 Pixel auf dem Monitor genau 1 Pixel auf dem Bild.
Das Vorschärfen des RAW Bildes sollte vor allen anderen Bearbeitungsschritten passieren (Tonwertkorrekturen, Farbkorrekturen, Weissabgleich etc.).
Ich persönlich nutze für das Vorschärfen ein Tool aus der Nik Collection, den sogen. Pre Sharpener.
Wenn Du die kostenpflichtige Nik Collection nicht hast, oder lieber ausschließlich mit Lightroom (oder Camera RAW) arbeiten willst, kannst Du natürlich diesen Schritt auch direkt in Lightroom und Camera RAW erledigen.
Schärfen des Bildes in Lightroom und Photoshop (Camera RAW)
Das Ausgangsbild, dass ich für diesen Artikel verwendet habe, ist leider etwas unglücklich gewählt, da es leider etwas unscharf ist.
Ich erkläre Dir jetzt das genaue Vorgehen, wenn Du Deine RAWs lieber in Lightroom oder Camera RAW vorschärfen willst.
Die Schärferegler in Lightroom und Camera RAW
Sowohl Lightroom als auch der zu Photoshop gehörende RAW Konverter Camera RAW verwenden intern den gleichen RAW Konverter, daher sind die Einstellungen in beiden Konvertern fast gleich.
In Lightroom sind die Einstellungen zum Schärfen im Entwicklungsmodul unter Details zu finden. In Adobe Camera RAW sind die Einstellungen ebenfalls unter Details zu finden.
Es gibt für das Schärfen in Lightroom und Camera RAW insgesamt 4 Regler, die zusammen wirken:
- Betrag
- Radius
- Details
- Maskieren
Der Regler Betrag
Der Betrag legt die Stärke der Schärfung fest. Steht der Regler auf 0, so sind auch die anderen Regler inaktiv.
Es gibt keine Standardeinstellung, Du musst wirklich jedes Bild für sich betrachten und den Schärfegrad einstellen. Ich empfehle Dir, mit einem Wert von 5 zu beginnen und dann den Schritt schrittweise um 5 zu erhöhen, bis Du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
Der Regler Radius
Dieser Regler gibt an, in welchem Umkreis um ein Pixel herum der lokale Kontrast verstärkt werden soll.
Bilder mit vielen feinen Strukturen benötigen einen kleineren Radius, da diese feinen Strukturen sonst nicht vernünftig heraus gearbeitet werden können.
Der Regler Details
Mit diesem Regler sagst Du Lightroom, ob und wie stark im Bild nach Strukturen gesucht werden soll. Auch hier empfehle ich Dir, mit einem niedrigen Wert zu beginnen und dann den Wert schrittweise zu erhöhen.
Der Regler Maske
Mit diesem Regler kann eine Maske erzeugt werden.
Um die Maske sichtbar zu machen, drückst Du die [Alt.] – Taste während Du den Regler mit der Maus verschiebst.
Diese Maske funktioniert wie andere Masken, zum Beispiel in Photoshop, auch:
Dort wo die Maske weiß ist, wird der Effekt, d.h. das Schärfen, auf das Bild angewendet, dort wo sie schwarz ist, kommt der Effekt nicht zur Geltung.
Alle 4 Regler beeinflussen sich gegenseitig. Du musst also für ein optimales Ergebnis nach jeder Veränderung eines Reglers das Bild genau prüfen.
Dir reicht die Schärfe nach diesem Schritt schon aus? Dann kannst Du die folgenden Schritte ignorieren. Wenn Du aber das Optimum aus Deinen Bildern holen willst, erkläre ich Dir jetzt die weiteren Schritte.
Fotos perfekt schärfen Schritt 2: Die Schärfe verfeinern
Für die lokale/kreative Schärfung nutzt man in Lightroom den Korrekturpinsel.
Im Screenshot habe ich das Bild für das lokale Schärfen mit dem Korrektpinsel den Schärferegler mit dem Regler für Klarheit kombiniert.
Wer ein Grafiktablett besitzt, nutzt dieses idealerweise, denn mit dem Stift lässt sich sehr viel genauer arbeiten als mit der Maus. Aber auch mit der Maus kann man hinreichend genau arbeiten.
Auch hier lassen sich schwer allgemeingültige Vorgaben machen. Jedes Bild muss einzeln betrachtet werden.
Phase 3: Schärfung beim Export
Das Bild hat jetzt die ideale Schärfe, wenn es nur am Monitor betrachtet wird. Willst Du das Bild nicht nur am Monitor betrachten, ist es oftmals sinnvoll, global noch einmal etwas nachzuschärfen.
Dieser Schritt sollte der letzte Schritt sein, bevor Du das Bild als JPG abspeicherst, egal, ob Du wie ich, die Feinheiten des Bildes in Photoshop bearbeitest, oder ob Du die komplette Bearbeitung mit Lightroom/Camera RAW erledigst.
Für diesen Schritt wechselst Du in Lightroom ins Drucken Modul. In diesem Modul hast Du die Möglichkeit, Dein Bild entweder für die Präsentation am Bildschirm zu optimieren, oder Du optimierst das Bild tatsächlich für die Ausgabe auf einem Drucker.
Wenn Du Dein Bild zum Beispiel auf Deiner Internetseite präsentieren willst (oder Du das Bild bei Facebook und Co teilen willst, wählst Du die Einstellung, wie sie im Screenshot ersichtlich ist.
Hier hast Du die Möglichkeit, die Kompression des JPGs festlegen. Die Einstellung 100% heißt hier, dass das JPG fast gar nicht komprimiert wird.
Für die Ausgabe auf einem Drucker kannst Du die Papiersorte (Glänzendes Papier oder Mattes Papier) wählen.
Angewendet werden die Einstellungen dann mit einem Klick auf Drucken.
Hast Du oben JPG gewählt, wird das Bild als JPG “gedruckt” (exportiert).
Mein persönliches Vorgehen, Bilder für eine bestimmte Ausgabe zu schärfen
Ich habe Dir ja schon gesagt, dass ich vorwiegend mit Photoshop arbeite, arbeite ich ein wenig anders als oben beschrieben.
Ich nutze für die Verkleinerung des Bildes, um es in meinen Social Media Kanälen und auf meiner Internetseite zu präsentieren, ein sogen. Photoshop Panel namens Fixel Detailizer, mit dem ich das Bild auf die entsprechende Größe verkleinere und anschließend schärfe und als JPG abspeichere.
Nach diesem Schritt schärfe ich das Bild mit dem Nik Sharpener aus der schon angesprochenen Nik Collection für die Ausgabe auf meinem Drucker.
Nach diesem Schritt exportiere ich das Bild als JPG in der Druckauflösung mit der höchsten Qualität in meinem Fotoarchiv. Bei Bedarf wird dieses JPG dann gedruckt.
Schlussbemerkung
Ich habe Dir gezeigt, wie Du in Bilder perfekt schärfen kannst. Wie weit Du dabei gehen willst, musst Du anhand des Bildes entscheiden. Manchmal reicht der erste Schritt, manchmal ist auch noch Schritt 2 notwendig. Und wenn Du Dein Foto auch drucken (lassen) willst, ist auch noch Schritt 3 notwendig.
Fragen und Kritik sind immer willkommen. Nutze dafür die Kommentarfunktion.